Schaetzing, Frank by Die dunkle Seite

Schaetzing, Frank by Die dunkle Seite

Autor:Die dunkle Seite
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


»Wann war das?«

»In der Schlußphase der Bodenoffensive.«

»Haben Sie seine Leiche gesehen?«

Bathge beugte sich vor.

»Wenn wir so anfangen, könnte es jeder gewesen sein.«

»Nicht unbedingt. Wie viele Leute kennen Sie, denen Sie einen professionellen Foltermord zutrauen würden? Oder besser gesagt, die Kaltblütigkeit, ihn auszuführen?«

»Marmann.«

»Wenn wir den mal beiseite lassen.«

»Hm.«

»Ich kenne auch niemanden. Und wenn wir die Leute ringsum fragen, werden sie wahrscheinlich ebensowenig jemanden kennen, den sie für fähig halten. Ich denke, Solwegyn hat in seinem Leben mehr Lumpenpack getroffen als wir beide zusammen, aber selbst er wußte nur einen zu nennen, und der kannte Üsker, und alle zusammen stammen aus Köln. Habe ich recht?«

Bathge nickte langsam.

»Na schön. Nehmen wir an, Lubold ist nicht tot. Nur mal angenommen. Wen würden Sie außer Marmann noch für fähig halten, Folter anzuwenden?«

»Lubold«, sagte Bathge tonlos.

»Ich will nicht die Pferde scheu machen«, sagte Vera. »Aber denken Sie mal darüber nach. Vielleicht bestand eine Verbindung zwischen Lubold und Üsker, die Sie nicht kennen. Möglicherweise haben Sie selber nicht das geringste zu befürchten. Was immer er von Üsker wollte, muß er ja nicht auch von Ihnen wollen.«

»Aber das ergibt doch alles keinen Sinn«, sagte Bathge mit gefurchter Stirn. Er senkte die Stimme. »Mittlerweile steht fest, daß Marmann lebt, von dem wir dachten, er sei tot. Dafür ist Üsker tot, und der hat ihn damals liegenlassen. Nennen Sie das einen Zufall?«

»Seit damals sind zehn Jahre vergangen«, sagte Vera. Unwillkürlich verfiel auch sie in einen scharfen Flüsterton. »Warum nimmt er Rache, nachdem er zehn Jahre ganz gut ohne leben konnte?«

»Er kannte die Foltermethoden, mit denen Üsker ...«

»Kannten Sie die auch?«

»... Ja.«

»Gab es überhaupt einen bei ZERO, der sich damit nicht zumindest theoretisch auskannte.«

»Natürlich nicht. Das blieb ja nicht aus.«

»Also geht es nicht darum, diese Methoden zu kennen, sondern sie in die Tat umzusetzen. Um die Bereitschaft.«

»Aber Lubold ist tot.«

»Sie hörten, daß er tot ist.«

Bathge legte den Löffel neben den Teller und stützte das Kinn in die Hände. Sein Blick spiegelte völlige Verwirrung.

»Wenn Sie – oder meinetwegen wir – Lubolds Verbindung zu Üsker zurückverfolgen, werden Sie vielleicht feststellen, daß Ihre Sorgen umsonst gewesen sind.«

»Das wäre zu schön, um wahr zu sein«, murmelte Bathge. »Auch wenn es noch so schrecklich ist.«

»Sind Sie immer noch hundertprozentig davon überzeugt, daß Marmann Sie bedroht?«

Bathge fuhr sich mit der Hand über die Augen. Plötzlich sah er müde und abgespannt aus.

»Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll«, sagte er.

»Denken Sie drüber nach.«

»Wir müssen dennoch mit Solwegyn sprechen.«

»Er wird mit uns sprechen.«

»Ich kann mich schlecht mit dem Gedanken anfreunden, jetzt auch noch Lubolds lebende Leiche suchen zu müssen.«

»Müssen Sie ja nicht. Aber wenn Solwegyn mit Marmann spricht, kann er ihn gleich mal fragen, was der eine Auferstandene über den anderen weiß.«

Sie trank den letzten Schluck Krimsekt.

»Schlafen Sie drüber«, sagte sie. »Rufen Sie mich morgen an und sagen Sie mir, was Sie von der Sache halten. Ich bin ebenso unsicher wie Sie.«

»Unsicher ist gar kein Ausdruck!«

Menemenci kam ihr in den Sinn.

»Noch etwas«, sagte sie. »Welcher Art war eigentlich Marmanns Verletzung?«

Bathge nagte an seiner Unterlippe.

»Er blutete stark. Ich weiß nicht.



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